Informationen zur Bonding-Psychotherapie für Fachleute
Sehr geehrte Kolleg*innen,
mit Hilfe der folgenden Zeilen möchte ich Ihr Interesse an der Bonding-Psychotherapie wecken. Mein Angebot, die Durchführung von Bonding-Seminaren, verstehe ich als Ergänzung zu einer fortlaufenden Einzelbegleitung.
Die Bonding-Psychotherapie lässt sich als eine Bindungstherapie für Erwachsene beschreiben mit dem ungewöhnlichen Ansatz, durch das tiefe Erleben von Gehaltensein, Sicherheit und Verbundenheit in einer menschlichen Umarmung, heilsame Entwicklungen anzustoßen.
Zur Methode der Bonding-Psychotherapie
Das Bedürfnis nach Bonding zählt zu den biologisch verankerten psychosozialen Grundbedürfnissen des Menschen und wird im Rahmen der Bonding-Psychotherapie definiert als „körperliche Nähe zusammen mit emotionaler Offenheit“. Als Grundlage für ein sicheres Bindungsverhalten spielt das Bedürfnis nach Bonding eine zentrale Rolle in der Bonding Psychotherapie. Neben den Grundbedürfnissen nach Bonding und Bindung erfahren aber auch alle anderen psychosozialen Grundbedürfnisse Unterstützung im Bondingprozess (Autonomie, Selbstwert, Selbstermächtigung).
“Durch Bonding zur Bindung.“ – Auch in der Geburtshilfe gilt Bonding heute als wesentliche Voraussetzung für eine sichere Bindung zwischen Eltern und Kind.
Die Bonding-Methode ist eine Gruppentherapie und bietet auch erwachsenen Menschen die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen mit klaren Regeln (u. a. keine sexuelle Annäherung), Bonding zu erleben. Die Bonding-Übung, für die sich jeweils zwei Teilnehmer*innen zusammentun, findet als Partnerarbeit innerhalb der Gruppe statt. Die therapeutische Begleitung erfolgt durch die Therapeut*innen im Raum.
Die tiefgehenden und nährenden Erfahrungen von Annahme, Sicherheit und Vertrauen, die während der Bonding-Übung auf elementarer körperlicher, ja, zellulärer Ebene, gemacht werden können, unterstützen die Bereitschaft der Teilnehmer*innen, einst erworbene Prägungen, sofern sie heute das Leben einschränken, zu hinterfragen und zu korrigieren, und neue lebensbejahende Einstellungen (Glaubenssätze) und Verhaltensweisen einzuüben und zu vertiefen.
Die Bonding-Psychotherapie wurde Mitte des vergangenen Jahrhunderts von dem US-amerikanischen Arzt, Psychiater und Psychoanalytiker Daniel Casriel begründet und gelangte in den 70er Jahren nach Deutschland, wo sie seitdem im Rahmen der Deutschen Gesellschaft für Bonding Psychotherapie e.V. zu einem achtsamen und traumasensiblen Verfahren weiterentwickelt und verfeinert wurde. Bonding-Psychotherapie wird angeboten im klinischen Rahmen, als fortlaufende ambulante Gruppentherapie und in ambulanten Selbsterfahrungs-Seminaren.
Wissenschaftliche Grundlagen
Die Ergebnisse aus der Bindungsforschung / Bindungstheorie (Stichworte: Bowlby, Ainsworth, Grossmann u. a., Fremd-Situations-Test und Bindungsstile u. a. m.) und aus den Neurowissenschaften (Stichworte: Oxytocin, Polyvagaltheorie, Neurozeption u. a. m.) können heute die vielen positiven Erfahrungen der Klient*innen mit dieser Methode seit gut fünfzig Jahren erklären - und untermauern damit den therapeutischen Wert des Bonding auch im Erwachsenenalter.
Für wen sich Bonding-Seminare eignen
Bonding eignet sich besonders für Menschen mit der Diagnose „Entwicklungstrauma“,
▪ die einst in ihrem Bedürfnis nach Nähe verletzt wurden (sei es durch Mangel oder durch Grenzverletzungen) und heute einen guten Umgang mit diesem Grundbedürfnis suchen,
▪ die einen tieferen Zugang zu ihrer Gefühlswelt und emotionalen Lebendigkeit finden möchten,
▪ die ihre Bedürfnisse nach Autonomie und nach Bindung in eine gute Balance bringen und ihren Selbstwert und ihre Selbstwirksamkeit stärken möchten
Eine gewisse Stabilität und die Bereitschaft und Fähigkeit, die tiefen emotionalen Prozesse, die das Bonding ermöglicht, zu reflektieren, sind eine Grundvoraussetzung für die Teilnahme. Therapeutische Vorerfahrung oder aktuelle therapeutische Einzelbegleitung sind in der Regel von Vorteil.
Für Menschen mit besonders rigiden und/ oder zerbechlichen Ich-Strukturen ist die Bonding-Psychotherapie eher nicht oder nur im geschützten klinischen Rahmen zu empfehlen.
Meine Kompetenzen
Als Diplom Theologin und Trauerrednerin bin ich seit über 30 Jahren im Umgang mit Menschen und menschlichen Emotionen vertraut und geübt. In eigenen therapeutischen Prozessen als Teilnehmerin an Bonding-Workshops über etliche Jahre habe ich fundierte Erfahrungskompetenz in der Bonding- Psychotherapie gesammelt. Durch die Weiterbildung bei meinen geschätzten Lehrern Jeff und Julia Gordon (Zentrum im Kraichgau) erwarb ich das Handwerkszeug, auch andere Menschen in ihren Prozessen therapeutisch zu begleiten. Für die rechtliche Absicherung der therapeutischen Tätigkeit erwarb ich schließlich die Erlaubnis zur Ausübung von Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz. Seit 2018 biete ich Bonding-Seminare hauptsächlich in der Lüneburger Heide an.
Die Bonding-Psychotherapie hat mein eigenes Leben so sehr bereichert, dass es mir eine Herzensangelegenheit ist, diesen besonderen, hoch wirksamen, wohltuenden und transformativen Weg heute an andere weiterzugeben.
Verhältnis Bonding-Seminar und fortlaufende Psychotherapie im Alltag
Ich verstehe mein Seminar-Angebot nicht als Ersatz oder Konkurrenz, sondern als hilfreiche Ergänzung zu einer fortlaufenden Psychotherapie im Alltag des/ der Teilnehmer*in. Der Besuch eines Bonding-Seminars kann sich verlebendigend und vertiefend auf den Therapieprozess zuhause auswirken. Teilnehmer*innen an meinen Seminaren berichten häufig, die Bonding-Erfahrung habe ihnen geholfen, Erkenntnisse aus der fortlaufenden Therapie ganzheitlicher zu erfassen und Kopf, Herz und Bauch besser miteinander zu verbinden. - Ich freue mich, wenn Sie mich weiterempfehlen!
Herzlichen Dank fürs Lesen und für Ihr Interesse.
Sommer 2025, Ihre Martina Langholf